Beschwerden Sie sich nirgendwo

Seit Wochen wird mein Spam-Ordner mit den ewig gleichen Nachrichten der Sorte „Preisknüller im REWE-Markt!“ geflutet. Sehr unpersönlich das Ganze. Um so erfreuter war ich über den folgenden ebenso unterhaltsamen wie detailreichen Erpresserbrief, so etwas bekommt man heutzutage ja leider kaum noch.


Grüß Gott!

Ich habe beobachtet Ihr Gerät im Netz seit langer Zeit und habe es geknackt. Es war einfach für mich, weil ich mich damit schon lange beschäftige. Wann Sie besuchten die pornografische Webseite ich habe angesteckt Ihr Computer mit dem Virus, der sicherte mir vollständigen Zugang zu Ihr Gerät, inklusive die Kamera, das Mikrofon, die Anrufe, die Messenger, zu all dem was geschieht am Bildschirm, zum Telefonbuch, zu Passworten aller sozialer Netzwerken  und weiteres.

Um das Handeln meines Virus zu verstecken, ich habe gebastelt ein sonder-Driver, updated alle einige Stunden und daher vollständig unnachweisbar. Ich habe herunterladen das Video aus Ihrem Bildschirm und Ihrer Kamera und habe geschnitten ein Video auf dem in einem Teil des Bildschirms Sie masturbieren und der andere Teil zeigt ein Porno-Video die Sie gleichzeitig schauten. Ich kann schicken jederzeit allerlei Daten aus Ihrem Gerät ins Internet oder an alle jene, die stehen an Ihrer Kontaktliste, an den Messengern oder in  sozialen Netzwerken. Außerdem, ich kann bereitstellen den Zugang zu Ihren Messengern, sozialen Netzwerken oder zum E-Mail jedem beliebigen Menschen. Wenn Sie dies vermeiden wollen tun Sie folgendes- Überweisen Sie auf meine Bitcoin-Geldbörse 1200 amerikanische Dollars.

Adresse meiner Bitcoin-Geldbörse: bc1q3dwsh4ryljth0yemny3wp6pe87dkheaxyg9q32

Sie haben 48 Stunden zur Überweisung. Andernfalls ich werde alles Obenstehende dürchfuhren. Der Zeitgeber hat gestartet automatisch sofort nachdem Sie den Brief eröffnet hatten. Die Meldung über Eröffnung dieses Briefs bekomme ich auch automatisch. Wenn Sie wissen nicht wie man das Geld überweist und was ist Bitcoin, schreiben Sie die Anfrage in Google „Bitcoin kaufen“. Sofort nach Erhalt der notwendigen Summe das System wird mich automatisch benachrichtigen und wird anbieten aus meinen Servern alle von Ihnen erhaltene Daten zu löschen. Und ich werde das Löschen bestätigen.

Beschwerden Sie sich nirgendwo – meine Geldbörse kann nicht nachgefolgt werden und der E-Mail aus dem der Brief wurde geschickt wird erstellt automatisch und es ist sinnlos mich etwas zu schreiben. Sollten Sie diesen Brief irgendjemandem teilen wollen, das System wird die Anfrage auf die Server automatisch schicken und diese werden Ihre Daten in sozialen Netzwerken veröffentlichen. Außerdem, der Wechsel von Passworten in sozialen Netzwerken, von E-Mail und am Gerät wird Sie nicht helfen, weil alle Daten sind bereits herunterladen am Cluster meiner Server. 

Ich wünsche Sie viel Glück und tun Sie keinen Blödsinn.


Was für ein Aufwand: Virus versteckt, vollständig unnachweisbaren Sonder-Driver gebastelt, Videos geschnitten – hier war eindeutig ein Profi am Werk. Dafür erschienen mir 1.200 US-Dollar eine eher bescheidene Entschädigung. Der Erpresser hatte jedoch richtig vermutet: ich habe keine Ahnung von Bitcoins. Wie mir aufgetragen, setzte ich also umgehend die Anfrage „Bitcoin kaufen“ bei Google ab. Danach war ich allerdings genauso schlau wie zuvor. Was nun? Ich hatte nur noch 48 Stunden Zeit (der Zeitgeber hat gestartet automatisch!) und beschwer(d)en konnte ich mich nirgendwo. Panisch rannte ich zum nächsten ATM-Automaten, hob die geforderte Summe in bar ab, steckte sie in einen an bc1q3dwsh4ryljth0yemny3wp6pe87dkheaxyg9q32 adressierten Umschlag und ließ diesen dann von einem vollständig unterbezahlten UBER-Driver zum nächsten Briefkasten fahren. Jetzt kann ich nur noch hoffen und beten. Sollten Sie mich demnächst masturbierend auf Linkedin sehen, wissen Sie, dass es nicht funktioniert hat. Bleiben Sie mir dennoch gewogen und tun Sie keinen Blödsinn!