Die schönste Stellungnahme zu den Mighty Koalitionsverhandlungen kam in der vergangenen Woche von Julia Klöckner (CDU): „Wir haben uns auf die Beendigung des Kükenschredderns geeinigt“. Das werden die deutschen Küken sicher gerne hören. Weiterhin geschreddert werden darf aber im Bereich der Kunst, nun auch der bildenden. Auch hier gilt: wer öffentlich im Verdacht steht, etwas Unanständiges gesagt oder getan zu haben, wird physisch ab- und medial aufgehängt. So wurde James Franco inzwischen selbst zum „Disaster Artist“ (wenn Sie diesen Wink nicht verstehen, haben Sie in die letzten Monaten wahrscheinlich unter einem Stein gelebt, was nüchtern betrachtet gar keine so schlechte Entscheidung war). Abhängen, Entfernen, Zensieren, Herausschneiden und Notizzettel kleben – das sind die Instrumente der neuen Kulturrevolution. Und davon sind längst nicht mehr nur die Männer betroffen. Wie Ostberlins populärstes Revolverblatt bereits im letzten Herbst nach einer „Schock-Umfrage“ berichtete, fühlen sich 76 Prozent aller Berlinerinnen abgehängt. Die restlichen 24 Prozent fühlen sich mitgenommen.

Liebe Leserinnen und Leser, sollten Sie zufällig gerade in Seattle abhängen, besuchen Sie doch mal die Treason-Gallery. Die haben tatsächlich noch Werke von James Franco im Angebot. Der „Fette Hengst“ ist allerdings schon ausverkauft.

„We project ourselves onto the world, humans see themselves in everything. The fat animals are us.“ (James Franco über seine „Fat Animals“-Serie)