Künstliche Intelligenz (Dauerverträge für Daueraufgaben)

„The Future. Together. Now.“ So tönte vor einigen Jahren die Versicherungsgruppe AXA. Für solche Slogans kassieren Werbeagenturen richtig üppige Honorare. In diesem Fall war es die ehrwürdige Agentur DDB. Die können so etwas wirklich gut, ihr eigener Slogan lautet „Imagine. Inspire. Influence“. Nonsens im Dreiklang, das verkauft sich immer gut. Wo war ich? Ach ja: The Future. Ich wollte eigentlich etwas über die Zukunft schreiben, genauer gesagt über die „Zukunft der Arbeit“ – ein bewährtes Saure-Gurken-Thema, zu dem ich nach der Lektüre einer alten WIRED-Ausgabe inspiriert wurde. Alle paar Monate taucht diese Frage in einem Feuilleton oder einem Wirtschaftsmagazin auf: Wie werden die Menschen in der Zukunft arbeiten? Werden sie überhaupt noch arbeiten? Die allgemein gängige Prognose lautet: eher nicht. Zumindest nicht mehr gegen Bezahlung. Wir steuern eindeutig auf die vollständige Abschaffung der Erwerbsarbeit zu. Wenn Sie nicht bereits von einem Roboter ersetzt wurden, müssen Sie wohl irgendwann einem Algorithmus oder einer Drohne weichen – egal, ob Sie derzeit noch auf Knöpfchen drücken, Excel-Tabellen anstarren oder hauptberuflich Werbeslogans verzapfen. Der Mensch ist überflüssig. Schon heute wird der Arbeitsmarkt, so behaupte ich mal ganz frech, zu einem großen Teil nur noch durch leidlich finanzierte Beschäftigungstherapien zusammengehalten. Effektiv betrachtet, liegt die Arbeitslosenquote in Deutschland wahrscheinlich längst bei 75 Prozent.

Im „Besetzungsmanifest“ des sozialwissenschaftlichen Institutes der Berliner Humboldt-Uni las ich neulich die Forderung an den Senat, „Dauerverträge für Daueraufgaben“ einzurichten. Genau so stand es da. Wie könnten solch dauerhafte Aufgaben denn aussehen? Die angehenden Sozialwissenschaftler formulieren es unter anderem so: „Hier diskutieren wir, kochen, feiern, putzen und machen Kunst. Wir vertrauen einander und unterstützen uns gegenseitig. Wir leisten Widerstand. Wir sind politisch.“ Und das Ganze bitte in Dauerschleife. So erfährt die Idee der „Künstlichen Intelligenz“ eine neue und gar schillernde Deutung. Was bitte wäre eigentlich der Unterschied zwischen einer solchen staatlichen Dauerversorgung und einem bedingungslosen Grundeinkommen? Letzteres würde ich auf jeden Fall unterstützen, gerade für die überspannten Hashtag-Revolutionäre in den öffentlichen Lehranstalten. Niemand sollte sich mehr zwanghaft für die Sinnhaftigkeit seines Tuns verantworten müssen. Was das an Papier und Nerven sparen würde! Wir diskutieren, wir kochen, feiern, putzen und machen Kunst. Bis in alle Ewigkeit. Den Rest erledigen die Algorithmen. The Future. Together. Demnächst.