I have gazed into the abyss and the abyss has gazed into me.
And neither of us liked what we saw.
(Brother Theodore)
Haben Sie nicht auch langsam die Schnauze voll von all den nervtötenden Predigern des Guten, Wahren und Gerechten? Gehen sie Ihnen auch so auf die Nerven, diese selbstgerechten Nebelkrähen und bigotten Krawallschachteln, Oberlehrer, Pfaffen und Aktivisten, die tagein, tagaus die Kanäle mit ihren sinnlosen Mahnungen und Belehrungen verstopfen? Dann wird es jetzt wohl Zeit für den Auftritt von Bruder Theodor, dem einzigen Mahner und Propheten, dem Sie auf diesem lächerlichen Planeten noch ihr Ohr leihen sollten. Bruder Theodor spricht aus dem Grab zu Ihnen, denn seine sterbliche Hülle ist leider schon von uns gegangen. Seine Botschaft aber lebt weiter, sie kündet von düsteren Verschwörungen und Verschwurbelungen, von der Nutzlosigkeit menschlicher Existenz und von den Vorteilen, auf allen vieren zu laufen. Wenn Sie Bruder Theodor für einen Freak, eine Lachnummer oder eine tragische Gestalt halten, verkennen Sie sein dunkles Genie. Der Freak sind Sie selbst. Und der Bewusstseinsstrom, den Bruder Theodor Ihnen entgegen sprudelt, ist nichts anderes als Ihre eigene innere Stimme. Es ist der Wahnsinn, der Schwachsinn, Ihre wahre Natur, die Sie mühselig in Zaum zu halten versuchen. Ja, lachen Sie nur, Sie armer Irrer!

„His appearance and demeanor are those of a frenzied Fuehrer … a magical messiah … a rabble rouser without a cause – unless his cause is to promote the power of negative thinking and the glorification of anguish and despair.“ (Village Voice, 1956)
Theodor Gottlieb, geboren 1906 als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Unternehmer-Familie in Düsseldorf, schleppte eine ebenso grausame wie bunte Biographie mit sich herum. Als Emigrant und einziger Holocaust-Überlebender seiner Familie erfand er sich in Amerika nach Jahren der Armut als Theater-Attraktion neu. In den 50er Jahren saß unter anderem ein junger Woody Allen im Publikum, wenn Brother Theodore seine bizarren und absurden Predigten auf den Off-Off-Bühnen des Greenwich Village hielt. Talkshow-Auftritte und kleinere Filmrollen verhalfen ihm später auch zu einer landesweiten Berühmtheit. Ich selbst stieß erst vor wenigen Jahren auf seinen Namen und seine Geschichte, den unendlichen Archiven des Internets sei’s gedankt. Wenn Sie für das Überleben im kommenden Jahrzehnt noch einen kleinen Motivations-Schub brauchen oder einfach nur eine langweilige Silvesterparty ein wenig aufmischen wollen, dann lernen Sie von dem großen Brother Theodore und sprechen Sie mir nun laut und deutlich nach: I’m a somebody in a century of nobodies, I’ve always known it, and now I said it, and now you know it too!
Zum Nachlesen und Nachhören:
Stand-Up Tragedy (Zum Tod von Brother Theodore, 2001)
To My Great Chagrin (Teaser zur gleichnamigen Dokumentation)
Quadrupedism (Zurück auf alle Viere!)
The Secret Noodle Ring in Minnesota (Auftritt bei David Letterman)