Was zur Hölle …

Ursprünglich hatte ich vor, den folgenden Verriss als Anhängsel eines längeren Film- und Serien-Specials zu veröffentlichen. Ich habe mich nun aber entschlossen, meine Film-Empfehlungen noch etwas reifen zu lassen und stattdessen hier die Blog-Kollegin Annika kurzzeitig zu beglücken.

Also bitte, man stelle sich folgende Szene vor: Manhattan am Vormittag, der Maßanzug sitzt, die Schuhe sind geputzt, der Kaffee ist kalt. Zwei Anwälte stehen in einem Büro. Anwalt A knallt Anwalt B eine dünne Akte auf den Tisch. Anwalt B: What the hell are you doing in my office? … What the hell is this? … Get the hell out of my office! So lässt sich zeitsparend die Serie Suits zusammenfassen, in der die Herzogin von Sussex einst ihre Brötchen verdiente. Ende letzten Jahres schob mir Netflix das Ding plötzlich in die Empfehlungen und ich dachte „warum nicht?“ 

Darum nicht: Die Protagonisten dieser endlosen Seifenoper (gefühlte zweihundert Staffeln) agieren derart impulsiv und infantil, dass sie nicht mal als Angestellte eines Gartencenters glaubhaft erscheinen würden. Im letzteren Fall würde die Serie dann wohl „Schürzen“ heißen und nicht „Anzüge“, was deutlich weniger glamourös klingt. Um Glamour geht es hier aber vor allem. Der Alltag der angeblichen New Yorker Nobelkanzlei wird so dargestellt, wie ihn sich Klein-Fritzchen bzw. Klein-Influencer vorstellt: Gut gekleidete, überbezahlte Menschen jagen im permanenten Krisenmodus durch Büroräume, Termine werden abgesagt, Klagen und Vorladungen im Minutentakt aus der Hüfte geschossen, es wird seifenoperig intrigiert, teurer Scotch gesoffen und darum gestritten, wessen Name als nächster ins Logo der Kanzlei aufgenommen wird. Das Ganze wird natürlich auch noch mit reichlich Erotik und zwischenmenschlichem Drama gewürzt. Die Arschkarte hat dabei eindeutig die junge Anwaltsgehilfin Rachel (gespielt von Meghan Markle) gezogen. Sie wird mit dem größten Volltrottel der ganzen Story verbandelt, der eine der anfangs tragenden Rollen spielt, weshalb er leider dauerpräsent ist. Ich frage mich ernsthaft, ob die Hochzeit mit Prinz Harry nicht einfach nur ein aufgeplustertes Vehikel war, um endlich aus dieser Serie herausgeschrieben zu werden. Wie wir inzwischen wissen, kam Meghan dadurch aber nur vom Regen in die Traufe und musste sich fortan mit den schlechten Drehbüchern des englischen Königshauses sowie mit suizidalen Gedanken herumplagen … Fortsetzung folgt. Wenn die nicht demnächst ihr eigenes Kapitel in einer weiteren Fortsetzung von The Crown erhält, will ich Meghan Merkel heißen!

Nach Meghans Ausstieg wurde dann noch etwas frisches Blut in Form von Katherine Heigl in die Besetzung von Suits gepumpt. Sie darf hier eine Mischung aus moderner Alexis Colby und James Bond spielen, was immerhin spannender ist als alles, wofür Frau Heigl sonst so bekannt ist. Der erotische Plot konzentriert sich derweil wieder auf Spitzenanwalt und Oberanzug Harvey Specter (gespielt von Gabriel Macht) und seine alte Flamme Donna (gespielt von irgendeiner Rothaarigen). Donna ist so etwas wie die „gute Seele“ der Kanzlei, eine Identifikationsfigur für die Sekretärinnen und Brigitte-Leserinnen dieser Welt. Sie erscheint jeden Morgen stets als erste in einem neuen eng anliegenden Designerkleid im Büro, mischt sich permanent und ungefragt in sämtliche Angelegenheiten ein, reicht Harvey seinen Lieblingskaffe und liegt erwartungsgemäß am Ende in seinen Armen …*seufz*. Erwähnt werden sollte auch noch die Rolle des Louis Litt, der von Anfang an als neurotischer Gegenspieler seiner glamourösen Kollegen inszeniert wird. Eine eigentlich unterhaltsame Figur, die sich aber irgendwann nur noch nervtötend zwischen Komik und überzeichnetem Pathos aufreibt. Als Jude liegt Louis dann natürlich auch permanent auf der Couch seines (deutschen) Therapeuten, kein Klischee bleibt verschont. Am Ende wollte ich die ganze Mannschaft aus dem Fenster ihres Konferenzraumes schubsen und ihnen ein herzhaftes „Get the hell out of my office!“ hinterherrufen. Und allein für diese billige Punchline hat sich der Text schon gelohnt. Eine positive Sache habe ich aber doch noch zu berichten: der Titelsong ist tatsächlich ganz gut, Greenback Boogie, was auch immer das heißen mag.

3 Kommentare zu „Was zur Hölle …

  1. Die ersten beiden Staffeln fand ich doch teilweise recht unterhaltsam damals muss ich sagen, auch wenn du mit deiner Beschreibung ziemlich ins schwarze triffst. Habs dann später nochmal mit der 3. Staffel versucht und war auch nur noch wahlweise genervt oder gelangweilt.
    Aber die beste Anwaltsserie aller Zeiten ist und bleibt sowieso Boston Legal. Leider nirgendwo legal Online verfügbar.

    1. Beichte: „Boston Legal“ habe ich nie gesehen, aber nur Gutes davon gehört … 😉

      Mich würde mal interessieren, ob auch andere die Rolle des Mike Ross (Markles Serien-Verlobter) so unsympathisch fanden. Oder ging nur mir das so?

  2. Aus berufenem Mund weiß ich nun, dass diese Serie zu vernachlässigen ist – besten Dank dafür.

    Boston Legal habe ich nur wegen Käptn Kirk geschaut; sporadisch hängengeblieben beim zappen. Aber nix, was mir im Sinn geblieben wäre.

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