Ein beliebtes Klischee besagt, dass sich alleinstehende Frauen in den mittleren Jahren Katzen anschaffen. Auf viele trifft das wohl auch zu. Noch öfter aber schaffen sie sich Hunde an. Und es sind nicht nur Frauen, auch Männer, alleinstehend oder nicht, sehnen sich nach dem Beistand der ständig um Aufmerksamkeit hechelnden Viecher. Ich beobachte das mit zunehmendem Befremden. Wenn sonst nichts läuft im Leben – ein Hund läuft einem immer hinterher! Wäre ich ein professioneller Hunde-Dealer, wäre das mein Werbeslogan. Ist der Mensch des Menschen Wolf? Oder doch eher des Menschen Rottweiler? Vor allem ist der Mensch des Menschen Zumutung, besonders in der Großstadt und ganz besonders in der Begleitung von Hunden. Eine Zumutung für alle, die selbst keine Hunde haben, also für Menschen wie mich. Und wie Fran Lebowitz. Die forderte bereits vor über vierzig Jahren in ihrem satirischen Buch „Metropolitan Life“ die Verbannung sämtlicher Haustiere, speziell der Hunde, aus dem öffentlichen Raum. Dem Einwand, dass Hunde doch aber für die Blinden und Einsamen sehr wichtig wären, begegnet sie mit dem Vorschlag, dass dann eben die Einsamen die Blinden herumführen sollten. So hätten die einen Gesellschaft und die anderen wüssten, wo es lang geht. Was ist dagegen einzuwenden? Ich unterstütze diesen Vorschlag nach wie vor. Erinnert wurde ich daran durch die Dokumentation „Pretend it’s a City“, die Martin Scorsese über Fran Lebowitz gedreht hat. Die Frau ist eine großartige New Yorker Neurotikerin alter Schule. Ein Vorbild.
Sonst noch Fragen? Ach ja, wo sollen denn bitte all die verbannten Hunde hin? Vielleicht in die Mongolei. Dort können sie dann kollektiv Wolf für Arme spielen, sich gegenseitig anbellen und die Wüste Gobi zukacken. Oder denken Sie etwas weiter südlich, an den chinesischen Lebensmittelmarkt. Seien Sie kreativ, ich kann nicht für alles eine Antwort haben.