Wahrscheinlichkeiten – The Sequel

Seasons don’t fear the reaper,
nor do the wind, the sun or the rain,
we can be like they are …

(Blue Oyster Cult, Don’t Fear The Reaper)

Zehn Monate sind vergangen und noch immer ist es wahrscheinlicher, an den herkömmlichen Todesursachen einzugehen als an … Na, Sie wissen schon, dem C-Wort. Alles andere ist Public Relations – Storytelling für unterschiedliche Zielgruppen: verunsicherte Hausfrauen, aufgekratzte Blogger, autoritätsbesoffene Oberlehrer, Politfunktionäre, Paranoiker oder Wutbürger. Irgendwo dazwischen dürfen Sie sich einordnen, ansonsten bleiben Sie draußen. Eines habe ich in diesem Jahr mal wieder gelernt: Angst ist oberste Bürgerpflicht. Oder soll ich statt Angst besser Vorsicht sagen? Nein, ich sage Angst. Sie dürfen Angst um Ihre Gesundheit haben, Angst vor Ihren Mitmenschen, Angst vor den Russen, vor den Amerikanern, vor Bill Gates und der eigenen Regierung, oder einfach Angst vor dem Tod. Aber einfach so angstfrei vor sich hin leben? Das ist unverantwortlich, anarchistisch, geisteskrank. Denken Sie doch an die Zukunft, an die Sicherheit, an die Kinder! Angst ist der Motor der Gesellschaft. Dazu passend habe ich in diesem Jahr noch etwas gelernt: Das Leben der meisten Menschen ist in einem monströsen Maße fremdbestimmt. Diese Erkenntnis allein ist natürlich nicht neu, aber 2020 war quasi der Lackmustest dafür. 

Das Experiment: Nimm den Menschen die tägliche Fuchtel ihres Angestellten-Daseins, verfrachte sie in ihre Behausungen und schau ihnen beim Durchdrehen zu. Wenn denen niemand mehr vorschreibt, wo sie zu einer bestimmten Uhrzeit antreten müssen und was sie dort zu erledigen haben, bleibt nicht mehr viel übrig. Kein Plan, kein Sinn, keine Ahnung von der eigenen Existenz. Um ihr Überleben müssen die meisten von ihnen nicht mehr kämpfen, dazu sind sie bereits zu gut versorgt, vom Arbeitgeber oder vom Staat. Also walzen sie ihre Freizeitaktivitäten aus, all die kleinen Flucht- und Ablenkungs-Übungen, die sie sonst zum Zweck der Energie-Aufladung sorgsam auf die Abendstunden und auf’s Wochenende verlegt haben. Sie joggen mehr, sie backen mehr, sie saufen mehr, sie ficken mehr und sie glotzen mehr auf Bildschirme als sonst. Vielleicht lernen sie auch stricken oder lassen sich online zum Youtuber ausbilden. Reisen fällt ja leider aus. Irgendwann funktioniert das alles aber nicht mehr, dann drehen die ersten durch, hören Stimmen, verwahrlosen oder verprügeln ihre Familien. Wie zu hören war, ist die häusliche Gewalt während der letzten Monate sprunghaft angestiegen. Fun Fact: wenn Ihr Partner Sie während eines Lockdowns verprügelt, liegt das nicht am Lockdown, sondern daran, dass Sie sich mit einem gewalttätigen Menschen eingelassen haben, der bisher nur nicht ausreichend Tagesfreizeit zur Ausübung der Gewalt hatte. Ein Tag hat nun mal nicht mehr als 24 Stunden. 

Ab morgen werde ich dieses Thema hier abgehakt haben. Gerne dürfen die an verantwortlicher Stelle auch noch eine dritte, vierte oder fünfhundertste Virus-Welle ausrufen, nach noch mehr Einschränkungen, Bevormundungen und Gängelungen rufen, alternativ auch nach dem Sturz von Merkel, Spahn und Biden, und natürlich nach der Weltrevolution. Bei mir ist die Sache durch, sowohl medial als auch mental. Denn ich habe ganz sicher nicht vor, an Langeweile zu sterben. 

13 Kommentare zu „Wahrscheinlichkeiten – The Sequel

    1. Besten Dank, den Wunsch spiegle ich gerne zurück. Die ersten aufmunternden Botschaften für’s neue Jahr sind bereits in Form von Spam-Mail eingetroffen: Ich werde ab Januar 7.000 Euro pro Monat von zuhause aus verdienen und dabei 14 Kilo im Monat abnehmen. Ende 2021 werde ich also um über 80.000 Euro reicher sein, minus 100 Kilo wiegen und wahrscheinlich mit einem ukrainischen Busenwunder verheiratet sein. Happy New Year and don’t fear the Reaper!

  1. Huch, endlich ein normaler Mensch. Junge, wie gerne ich mit dir mal ein Bier trinken würde. Einfach so. Wie steht’s? Nachher Mauerpark? Hasse Zeit? Obwohl nee, geht nicht, alles voller Bullenwannen dort und Bier is‘ eh verboten.

    Rutsch gut rin und so weiter.

    1. Lieber mal einen guten Bourbon in einer Flüsterkneipe im neuen Jahr. Bis uns die ersten Regierungsdronen entdecken, ist die Flasche leer!

      1. Du kennst also die Flüsterkneipen, verdammt. Bitte nicht weitersagen, sonst sind die auch bald polizeilich dicht. Bourbon finde ich böse, außer mit Cola. Aber ich würde einen Ardbeg Uigeadail beisteuern, einfach wegen des Namens.

      2. Ich sprach von einem GUTEN Bourbon. Meinetwegen auch Scotch oder Moonshine aus Uganda, daran soll es nicht scheitern. 😉

  2. Ischwör. Ich habe noch nie eine guten Bourbon getrunken. Einer kam mal mit einem Wild Turkey 101 geschissen, der ging halbwegs, aber mit Cola war er dann doch besser. Der eine nahm mir das dann sehr übel.

    (Ich habe „Moonshine aus Uganda“ gegoogelt, dat is ne Epidemie – sagt Google. Weird.)

    1. Nach meinem letzten flotten Dreier hatte ich eine ansteckende Krankheit, also lieber erst mal zu zweit. Ich stelle mir das romantisch vor: zwei bloggende Psychopathen, eine Flasche Aral Güllegülle, Kerzenlicht, im Hintergrund der dezente Klang von Polizeisirenen.

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