Ich laufe durch den Hauptbahnhof, vorbei an den digitalen Werbesäulen. „Kai Pflaume wird heute 53 Jahre alt!“ wird mir mehrmals mitgeteilt. Na, wer hätte das gedacht!? 53 Jahre! Das alte Schwiegersöhnchen! Moderiert nun schon seit Jahrzehnten tapfer alles weg, was Schwiegermüttern gefällt. Schwiegertochter gesucht. Oder Schwiegereltern im Glück. Goldene Hochzeit. Schwippschwagers Traumhochzeit. Herzblatt. Herzkranzgefäß. Herzkranke Schwiegermutter heiratet den Schwiegersohn sein Nachbarn seine Katze … Irgendsowas. Hier im Bahnhofsgebäude ist es vergleichsweise ruhig. Gerade erst habe ich den großen Reisebus-Protestkorso überlebt. Schönes Chaos mal wieder. Zehntausend Busse, die die Innenstadt verstopften, weil sie jetzt bitte auch Corona-Geld von der Regierung haben wollen – so wie die Lufthansa oder wer auch immer gerade wieder aus dem großen Steuertöpfchen naschen durfte. Dabei hupten die verdammten Busse so laut, dass den genervten Passanten die Trommelfelle platzten und nun erst Recht niemand mehr Mitleid mit der Branche hat. Läuft.
Vor dem Futurium dreht sich ein riesiger Teller auf einem ebenso riesigen Stab. Ich sehe das heute zum ersten Mal. Was ist das? Ein Gruß aus der Zukunft? Eine fliegende Untertasse mit abgekacktem Motor? Das neueste Physikprojekt der 5b aus der Gesamtschule Hellersdorf? Ein Denkmal für den mentalen Zustand Berlins? Die Untertasse scheint jeden Moment abzuheben und in die Spree zu sausen. Ich darf nicht zu lange hinschauen, sonst wird mir schwindelig. Schon spüre ich einen leichten Kreisel im Kopf. Im Futurium selbst war ich noch nicht drin. Kein Ahnung, was die da machen. Wahrscheinlich was ähnliches wie im Muppet-Labor, „wo die Zukunft schon heute gemacht wird.“ Dr. Bunsenbrenner, übernehmen Sie! Die Stadt schein langsam wieder zu ihrer alten Form hochzulaufen. Immer im Kreis. Und Kai Pflaume wird heute 53 Jahre alt. Muss man wissen.