„It’s very difficult to keep the line between the past and the present.
You know what I mean?“
(Little Edie)
Es war wohl das gleichnamige Lied von Rufus Wainwright, das mich vor einigen Jahren dem Kult um „Grey Gardens“ näher brachte. Davor hatte ich bereits Fotos von dieser seltsamen Frau gesehen. Gekleidet in einen alten Pelzmantel, das Gesicht von einem dieser engen Kopftücher eingerahmt, die zu ihrem Markenzeichen werden sollten – so stand sie, die einstige Schönheit, inmitten ihres verwilderten Gartens und schaute traurig in die Kamera. Im Hintergrund die legendäre Ruine in East Hampton, ihr Zuhause, das sie sich mit ihrer Mutter, mehreren dutzend Katzen und mitunter auch einigen Waschbären teilte. Wenn ich für etwas eine Schwäche habe, neben der Musik von Rufus Wainwright, dann für alte Villen und für exzentrische Persönlichkeiten. Wie hätte ich mich da dem Zauber von Little Edie und ihrer glanzvollen Biographie entziehen können? Wer ihre Geschichte noch nicht kennt, kann sie unter anderem hier zusammengefasst nachlesen oder sich direkt auf „Grey Gardens“ einlassen, den vielleicht faszinierendsten Dokumentarfilm, der jemals gedreht wurde. Edith Bouvier Beale, geboren am 7. November 1917, wäre heute einhundert Jahre alt geworden.

“I’ve been a subterranean prisoner here for twenty years. If you only knew how I’ve loathed East Hampton, but I love Mother … they must have found out how I hated this house. They must have heard my scream.”
(„The Secret of Grey Gardens“, New York Magazine, 1972)
Abbildung: Little Edie / Polaroid von Andy Warhol
Was für eine Geschichte! Faszinierend.
Diese hier ist fast noch absurder: http://luxus.welt.de/living/abgestuerzte-millionaere-die-adelsfamilie-de-vedrines
Die Geschichte der De Védrines kannte ich noch nicht, danke. Merke: die Wirklichkeit ist immer viel bizarrer als jede Schlagzeile im Goldenen Blatt!
In den USA ist Little Edie eine moderne Legende, auch über schwule Ostküsten-Hipster-Kreise hinaus. Ich wundere mich, wie wenig man hierzulande über sie weiß, war sie doch das unterhaltsamere Gegenstück zu ihrer berühmten Cousine. Die „Grey Gardens“ Villa ist heute übrigens wieder ein tiptop renoviertes Luxusanwesen. Ich frage mich, wie viele spinnerte Fans dort heute noch hinpilgern und mit einem Kopftuch verkleidet durchs Gebüsch springen … 😉
Sollte ich jemals meine Flugangst überwinden und an der Ostküste flanieren, wäre diese Villa ein Programmpunkt.
Ich hab ein Faible für so etwas. Kurz nach Maueröffnung bin ich rüber nach Wandlitz und hab mir die Häuser von Stoph & co von innen angesehen. Konnt‘ ich ma nich entgehen lassen.