Wolfgang Bosbach galt lange Zeit als prominentester Lobbyist der deutschen Toupet-Industrie. Natürlich handelte es sich dabei um eine üble Hetzkampagne des politischen Gegners, denn Bosbach beteuert bis heute, kein Haarteil zu tragen. Er sieht halt nur so aus. Hinter den Gerüchten könnte aber auch sein parteiinterner jüngerer Widersacher Peter Tauber stecken – ein selbstbewusster Glatzenträger, der im Bereich Mobbing immerhin schon einige Erfahrungen sammeln konnte. Wolfgang Bosbach erlangte zum Ende seiner politischen Karriere noch einmal kurzzeitig Berühmtheit, indem er empört aus einem Fernseh-Studio lief. Nach eigenen Angaben möchte er später einmal auf seinem Grabstein folgendes Zitat von Reinhard Mey eingemeißelt haben: „Hier liegt einer, der nicht gerne, aber der zufrieden ging“ … Ganze 23 Jahre hat Bosbach im Bundestag gesessen. Damit hat er nicht ganz so lange ausgehalten wie Frank Castorf an der Berliner Volksbühne, beide Herren aber eint eine ihrem Alter unwürdige Frisur. Liebe Männer über 40: Wenn das Haar dünner und grauer wird, und das wird es in den meisten Fällen nun mal, sollte man es abrasieren lassen oder zumindest kurz tragen. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
Ich selbst gehe mit gutem Beispiel voran und trage seit Jahren nur noch eine sauber geraspelte Kurzhaar-Frisur, dafür sorgt mein arabischer Friseur alle paar Wochen. In meiner Jugendzeit aber habe ich einiges ausprobiert: lange Haare, kurze Haare, Glatze. Auch eine orange-farbene Phase gab es: eigentlich wollte ich mir damals aus einer Urlaubslaune heraus die Haare wassserstoffblond färben – es waren die 90er – da ich aber einem alten Geschlecht turkmenischer Viehzüchter entstamme, waren meine Haare derart schwarz, dass sie sich maximal zu einem bräunlichen Orange bleichen ließen. Praktisch jeder Mensch östlich des Bosporus kennt das Problem. Daher soll auf meinem Grabstein dereinst der Text von Lady Gagas Hair eingraviert werden. Für den Fall, dass ich es nicht schaffe, noch rechtzeitig einen Notar aufzusuchen, bitte ich einen meiner mich überlebenden und gutmeinenden Leser darum, diesen Blogbeitrag auszudrucken und als Testament-Ersatz entsprechend zu verwenden. Ich danke im Voraus. Sollte sich allerdings jemand einen Scherz erlauben und mich stattdessen unter einem Zitat von Reinhard Mey oder Peter Tauber beerdigen lassen, so werde ich unverzüglich auferstehen und den Verantwortlichen bis in seinen sicher eintretenden Wahnsinn heimsuchen.
Das wird aber ein seeehr großer Grabstein mit dem ganzen Lady-Gaga-Text inklusive aller Uhs und Ohs – wenigstens, wenn er in lesbarer Größe eingemeißelt werden soll.
Wäre nicht auch (wenn schon nicht I am my tombstone) I was my hair zutreffend?
Ich frage bloß, um posthumen Reklamationen vorzubeugen…
Ein Obelisk! Oder gleich ein eigenes Mausoleum, da ist ausreichend Platz für Beschriftungen … ach was, eine Pyramide! Ich habe nicht vor, als bescheiden in Erinnerung zu bleiben.
Genau, ein Obelisk stand mir auch vorm inneren Auge. Aber einem Radikale-Heiterkeits-Mausoleum kann ich auch eine Menge abgewinnen.
Als Kind habe ich ja sehr gegrübelt, warum Mäuse bloß so ein Riesengrab brauchen und imaginierte eine Geschichte mit Mäusemassenmorden, in der ein Kumpel des Rattenfängers von Hameln eine tragende Rolle spielte. Und weil die Worte so schön und bedeutungsschwer sind: Kolumbarium (wär nix für Sie, zu bescheiden, zu rummelig) und Sepulkralkultur.
Die Schublade, in der sich Hugh Hefner neben Marilyn Monroe beerdigen hat lassen, sieht mir sehr nach einem Kolumbarium aus … So viel Bescheidenheit hätte ich dem alten Knaben gar nicht zugetraut. Ich hatte als Teenager mal Mäuse, erinnere mich aber nicht mehr an deren Beerdigung. Man verdrängt so vieles!