Im nördlichen Friedrichshain, in einem Teil meines alten Kindheits-Kiezes, wurde in dieser Woche ein Massengrab ausgehoben. Nur ein paar hundert Meter von der Wohnung meiner Eltern entfernt, dort, wo wir manchmal Sportunterricht hatten, haben sie nun 4.000 Skelette ausgebuddelt. Es sind offenbar die anonymen Opfer einer Cholera-Epidemie, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Berlin ausbrach. Grund für die Buddelei ist natürlich der anhaltende Bauboom. Wir erinnern uns an Spielbergs „Poltergeist“: wurde dort nicht auch eine Eigenheimsiedlung auf einem ehemaligen Friedhof errichtet? Die Familie der kleinen Carol Anne wurde daraufhin heftigst und mit vielen Spezialeffekten bespukt, fliegende Möbel und aggressives Spielzeug inklusive, bis schließlich eine zwergenhafte Exorzistin (die ein wenig aussah wie meine alte Schuldirektorin) ausrief „Dieses Haus ist gereinigt!“ Was natürlich nicht stimmte. Nichts war gereinigt. Dennoch meine Frage: Suchen Sie gerade nach einer beruflichen Neuorientierung? Spielen Sie vielleicht mit dem Gedanken, sich selbständig zu machen? Dann eröffnen Sie doch eine Agentur für Geisteraustreibung und Hexenkunst im Friedrichshain! Die jungen Familien, die demnächst über den ehemaligen Seuchengräbern einziehen, werden Ihre Hilfe sicher brauchen. Spätestens wenn sich mitten in der Nacht das IKEA-Mobiliar selbständig macht, während der kleine Thorben-Jakob in sein iPhone starrt und wie irre „Sie sind hieeer!“ singt, wird Ihr Auftragsbuch voll sein. Man muss nur die richtige Idee zur richtigen Zeit haben. Das Geld liegt auf der Straße bzw. direkt darunter.
Ach Quatsch, die da einziehen sind bestimmt vegane Aluhutträger. Da macht der Poltergeist die Biege und verduftet sich ins Berghain zu Seinesgleichen.