Abgeführt (Alternativen für Schauspieler)

Die Schauspielerin Karin Düwel begann ihre Karriere Ende der 70er Jahre mit einem viel beachteten DEFA-Drama und beendete sie drei Jahrzehnte später mit einem viel beachteten Werbespot für ein Abführmittel. Ein weiteres Mal bestätigt sich: die Schauspielerei ist ein Scheiß-Beruf. Wobei die Arbeit in der Werbung nicht automatisch das Ende einer Karriere bedeutet, für die meisten Schauspieler ist sie eher ein willkommenes Zubrot zwischen anderen Engagements. Auch Iris Berben und Veronica Ferres halten gerne mal ein Shampoo oder ein Hustenmittel in die Kamera, nachdem sie als Cosima Wagner oder „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ die TV-Quoten in die Höhe getrieben haben. Es ist allerdings ein Unterschied, ob ich ein Produkt unter eigenem Namen, also als hoch bezahltes Testimonial, bewerbe oder mich als austauschbaren Kleiderständer besetzen lasse, um die nächste Miete zu zahlen.

Die Schauspieler aus den Wahlwerbespots der „Alternative für Deutschland“ zahlen wahrscheinlich auch Miete. Zumindest machen sie das, was alle Schauspieler tun, sie verkaufen ihr Gesicht. Was sie von ihren Kollegen mit den bekannteren Gesichtern unterscheidet: sie haben keinen Ruf zu verlieren. Das heißt, sie können nicht nur nicht wählerisch sein, sie müssen es offenbar auch nicht. Die Parodie auf die AfD-Spots, die Extra3 nun mir den selben Schauspielern nachstellte, ist zwar eine amüsante Idee, sie bestätigt letztlich aber auch nur das, was im unteren Drittel dieses Gewerbes nun mal üblich ist: für Geld lesen wir jeden Text vor, und dessen Parodie gleich mit. Was ist das erste, was ein Schauspieler lernt? The Show must go on! Der „falsche Arzt mit Migrations-Hintergrund“ hat in der Extra3-Variante übrigens wesentlich weniger Haare als im Original-Spot. Entweder hat ihm die Partei ein Toupet spendiert oder ihm sind nachträglich vor Scham die Haare ausgefallen. Karin Düwel hat nicht mehr so lange gewartet, bis nach dem Abführmittel die AfD bei ihr anklopft. Sie hat ihren Beruf an den Nagel gehängt. Irgendwann ist die Show eben doch vorbei.

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